Freitag, 12. Dezember 2014

Warum eine hochwertige Yixing Ton-Kanne nicht für jeden jungen Sheng das Maß aller Dinge darstellt

Es wird im Internet gerne behauptet, für jeden Tee gäbe es nichts besseres als eine Tonkanne, und ganz besonders für Sheng.

Ich habe für jungen Sheng eine sehr gute Kanne, ziemlich heiß gebrannt, ziemlich glatt, gelagerter Zhuni-Ton aus den 90er Jahren:



Der eine oder andere mag vielleicht denken, daß eine etwas höhere Kanne für jungen Sheng vielleicht für die Entfaltung der Blätter noch besser wäre - ich habe das aber in anderen Kannen getestet, ohne spürbaren Unterschied im Resultat. Ich halte die richtige Form für den Tee für überbewertet, aber darum geht es in diesem Post nicht.

Für die meisten jungen Sheng ist diese, ich würde fast sagen, optimal.
Sie ist für die Mehrheit dieser Tees tatsächlich ein riesiger Gewinn!
Von der Natur nicht perfekt balanciertem jungen Sheng wird, wie man treffend sagt, die Kanten genommen. Der Ton interagiert doch ziemlich stark mit dem Tee - er entzieht dem Tee etwas Herbe, "dämpft" ihn etwas, er bringe das Gan (~Süsse) besser und schneller zum Vorschein, wie mir ein Pu'Er Hersteller neulich auf eine Frage antwortete.

Eine Yixing Kanne aus passendem Ton für jungen Sheng ist vielleicht entfernt vergleichbar mit dem Stopfen bei Blechblasinstrumenten. Beim Halbstopfen wird bspw. die Klangfarbe des Instruments abgedunkelt. Aber insbesondere wenn man ein wunderbar gearbeitetes Instrument hat, ist dies doppelt schade - denn nichts kommt dem ungedämpften Klang gleich. Und ähnlich verhält es sich auch bei extrem hochwertigen jungen Sheng. Da ist keinerlei Veränderung notwendig!

Ich habe bis zu einem erneuten Test mit sehr gutem jungen Lao Ban Zhang Sheng gedacht, dass man nur mit einer genügend hoher Dosis doch wieder auf der besseren Seite mit der Ton-Kanne landet - aber das hat sich nicht bewahrheitet!


Das leichte Tee-Schmatzen - oder wie ich überhaupt darauf gekommen bin

Als ich vor einer Weile zum ersten Mal mit solch hochwertigen jungen Sheng in Berührung gekommen bin, habe ich ob der Brillanz des Geschmacks etwas verträumt immer wieder leicht geschmatzt. Einmal habe ich solch einen Tee in der Yixing aufgegossen, einmal im Glas.

Da habe ich auf einmal bemerkt, dass ich nur dann wie von selbst leicht schmatzte, wenn ich ihn im Glas aufgegossen hatte. Der Aufguss aus der Yixing war zwar sehr lecker - aber diese geschmacklich überwältigende Brillanz war nicht mehr da - sie war "weggedämpft" durch den Einfluss des Tons.

Und darum hiermit mein Statement für einfache Glaskannen im Fall von extrem hochwertigen, praktisch perfekten jungen Sheng! So eine Glaskanne kostet nebenbei erwähnt nur ein paar Prozent der oben abgebildeten Tonkanne - gleicht sich dann mit der Zeit ja wieder aus mit dem Tee. ; )






In der Kanne: Wunderbarer 2011er Lao Ban Zhang vom erneuten Test

1 Kommentar:

  1. Sehr interessanter Beitrag. Die Frage stellt sich natürlich, wo hochwertiger Sheng anfängt. Ich bezweifel gerade, dass ich so einen Sheng besitze :p

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